Die Bezugsperson im grünen Bereich

Zwischen Blumen & bunten Persönlichkeiten: Ein FÖJ-Bericht, der berührt

Larissa (20) hat es gewagt.

Sie hat sich für ein FÖJ im Grünen zusammen mit Menschen mit Behinderung entschieden. Ihr Jahr hat sie in der Gartenabteilung der Karl-Schubert-Gemeinschaft in Aichtal/Grötzingen verbracht. Vor dem Dienststart begleiteten sie viele Fragezeichen. Wie passen diese beiden Bereiche zusammen und was bedeutet das konkret für ihren Alltag in der Einsatzstelle? Mittlerweile ist Larissa am Ende ihres FÖJ angekommen und nimmt uns mit ihrem Bericht mit auf eine Reise, die berührt und uns tiefe wertvolle Einblicke in ihr freiwilliges Engagement schenkt.

"Ständig Ansprechperson für Menschen mit Behinderung und nebenher noch Gartenarbeit, das ist wohl die beste Beschreibung meiner Einsatzstelle. Einerseits sind die beiden Bereiche so fern voneinander und doch ziehen sie sich gegenseitig an. Es ist kaum möglich diese vielfältige Arbeit in einem kurzen Bericht zusammenzufassen. Vielfältig ist sie nicht nur deshalb, weil wir so viele unterschiedliche Dinge machen, sondern vor allem, weil einem hier jeden Tag Menschen begegnen, die vielfältiger nicht sein könnten."

FÖJlerin Larissa (links) beim Gärtnern mit Luise (rechts)

Gartenpflege

"Als ich den Namen meiner Abteilung zum ersten Mal auf der FÖJ-Stellenseite gelesen habe, konnte ich mir darunter nicht wirklich viel vorstellen. Auch ein Bild von jemandem mit Rasenmäher in den Händen und Gehörschutz auf dem Kopf, konnte meine Vorstellung von dieser Arbeit nicht wirklich greifbarer machen. Zudem hatte ich selbst vor meinem Freiwilligendienst noch nie einen Rasenmäher in der Hand, ganz zu schweigen von einer Heckenschere oder einem Laubgebläse. Aber irgendwas hat mich an dieser Stelle magisch angezogen und mich intuitiv dazu bewegt, sie mir anzuschauen und mich letztendlich auch dafür zu entscheiden. Vielleicht auch genau deshalb, weil ich mich dieser Herausforderung stellen wollte?!

Trotzdem war mir bis zuletzt nicht wirklich klar, was da genau auf mich zukommen wird und vor allem, Gartenpflege mit Menschen mit Behinderung? Wie soll das denn bitte zusammenpassen und überhaupt, was macht man denn da? Das ist praktisch recht einfach zu erklären. Es geht um alles, was grün oder braun ist, also um Rasen, Unkraut, Stauden, Sträucher und Holz. Wir pflegen Grünflächen, Beete, sorgen für Rückschnitte an Hecken und Bäumen, machen Holz und rechen Laub. Ich würde meine Art von Arbeit allerdings eher so beschreiben: Man geht über seine Grenzen, man wächst über sich hinaus und man wird innerhalb von diesem einem Jahr zum professionellen Gartenpfleger und geschulten Betreuer und Arbeitserzieher zusammen."

FÖJlerin Larissa (links) bei der Arbeit mit einem betreuten Mitarbeiter (rechts)

Unsere Menschen mit Behinderung

"Sie stehen bei allen Arbeiten im Vordergrund. Das heißt so viel wie: Alle sitzen schon im Auto und sind bereit jetzt loszufahren, aber es gibt immer jemanden, der noch auf dem Klo ist, der noch seinen Rucksack sucht oder mit der täglichen Einteilung nicht einverstanden ist. Wir können also planen so viel wir wollen, irgendwas kommt immer dazwischen. Oder mit anderen Worten ausgedrückt: Nicht wir bestimmen den Tag, sondern die betreuten Mitarbeiter. Unsere Fähigkeiten in Flexibilität und Spontanität werden demzufolge in jeder noch so kleinen Situation auf die Probe gestellt. Aber genau das macht unsere Arbeit aus. Auch wenn der Name der Abteilung unsere Aufgabe auf den gärtnerischen Teil reduziert, geht es eigentlich viel mehr um die Förderung unserer Klienten und um die Menschen an sich.

Wir haben also mit Menschen zu tun, die sich nach ihren eigenen Bedürfnissen richten. Passt einem etwas nicht oder hat jemand etwas zu sagen, wird das auch ganz ungefiltert, ohne Angst jemandem vor den Kopf zu stoßen, geäußert. Ich glaube das macht die Menschen, die ich tagtäglich sehe und die Arbeit mit Ihnen auch so besonders. Sie bleiben sich selbst immer treu, leben nach ihrem eigenen Kopf, nach ihrer eigenen Wahrheit, lassen sich nicht verbiegen und sind immer völlig sie selbst. Scheinbar so, als gäbe es nichts, was diese Vielfalt, was diese bunten Persönlichkeiten je in den Schatten stellen könnte.

Diese Einzigartigkeit, die jeder mit so viel Selbstbewusstsein nach außen trägt, beeindruckt mich sehr. Während meinem FÖJ wurde das Umfeld an meiner Einsatzstelle zu einem Zuhause für mich. Ein Ort oder besser gesagt Menschen, die mich voll und ganz akzeptieren wie ich bin, die mich wertschätzen und mir das Gefühl geben, dass ich gebraucht werde. Mit diesen besonderen Menschen an der Seite oder im Rücken fühle ich mich stark, sie machen mich stark. Für mich sind nicht die Menschen mit Behinderung die vermeintlich komischen oder anderen. Ganz im Gegenteil, für mich sind diese Menschen mit ihrer Natürlichkeit und Authentizität völlig normal und alle anderen sind die komischen. Ich wünsche jedem die Möglichkeit einmal selbst zu erfahren, wie heilsam es ist an einem Ort zu sein, an dem man einfach so sein darf wie man ist."

Larissas Fazit

"Mit meinem FÖJ geht für mich ein sehr bereicherndes und inspirierendes Jahr zu Ende, dass mich sehr geprägt hat und unbeschreiblich wichtig für meine persönliche Weiterentwicklung war. Ich werde immer wieder an dieses Jahr zurückdenken und mich daran erinnern, wie ich gesagt habe: „Ich weiß nicht, ob ich in meinem Berufsleben jemals wieder so viel lachen werde.“ Denn das bewirkt die Vielfalt der Arbeit, die ich jeden Tag erlebe: Leichtigkeit, Spaß und das Potenzial unglaublich viel miteinander zu lachen."

Das FÖJ bietet dir die Möglichkeit, deine gewohnte Position zu verlassen und das Leben aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Diese Erfahrung schenkt dir neue Sichtweisen, die für deinen weiteren Weg ungemein wertvoll sind. 

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